Wer kennt sie nicht, die Superlative und Versprechungen aus den Hochglanzreiseprospekten, so auch die Einleitung aus einem Grönlandprospekt. Vor Antritt der Reise las ich folgende Zeilen: „Manche Urlaubsreisen prägen sich so tief in das Gedächtnis ein, dass man sie niemals vergisst, weil das Erlebte so überwältigend und beeindruckend ist, dass die Erinnerung daran ihre Kraft beibehält. Genau so ist eine Reise nach Grönland. Das Stichwort ,Grönland’ reicht, und Menschen, die bereits dort waren, bekommen einen warmen Ausdruck in den Augen, sie wirken abwesend… und dann fangen sie an zu erzählen.“ Seit meiner Rückkehr aus Grönland gehöre ich nun auch zu diesen Menschen, die abwesend wirken, wenn sie das Wort Grönland hören. Sofort sind die Bilder dieser unbeschreiblich schönen Insel wieder präsent. Im Kopf beginnen sie, wie ein Film abzulaufen. Man möchte die Erlebnisse allzu gerne mit anderen teilen, weiß aber, dass diese nicht die wahre Größe, Schönheit und Mächtigkeit des Eises, die Vielfalt der Natur und das Leben der Inuit nachvollziehen können, wenn sie vorher nicht schon einmal in Grönland gewesen sind.

Der Mensch wirkt klein, wenn er einer 16 Kilometer langen und 250 Meter hohen Abbruchkante eines Gletschers gegenübersteht, und doch ist er stark genug, durch seinen Egoismus die Eismassen in den Polargebieten unseres Planeten in einer noch nie da gewesenen Schnelligkeit dahinschmelzen zu lassen. Die Klimakatastrophe wurde erkannt, und doch fehlt uns die Kraft, sich gegen die wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Schlimmer noch, man erhofft sich durch das Abschmelzen neue Bodenschätze, deren Förderung wegen des Eises noch zu unrentabel ist. Grönland steht an einem Scheideweg, deren Ausgang die rund 57.000 Grönländer alleine nicht beeinflussen können.

Wie für den schon oben zitierten Reiseprospekt gilt auch für dieses Reisetagebuch: „Die Größe und Schönheit dieses Landes wird sicherlich deutlich; um es kennenzulernen, muss man jedoch selbst dort gewesen sein!“ Kommen Sie also mit nach Kalaallit Nunaat – ins Land der Menschen.